Predigt

Die aktuelle Predigt der Seelsorgeeinheit sowie Informationen zur Kirchengemeinde Klaus von Flüe finden sie hier im Ambo.

Liebe und mach was du willst

Unser tägliches Brot gib uns heute. Diese Bitte aus dem Gebet des Herrn beschränkt sich nicht auf die leibliche Nahrung, ohne die wir nicht überleben könnten. Für uns Christen umfasst sie auch die geistliche Nahrung: das Wort Gottes und die Eucharistie. Damit die Kirche nicht zu einem Verein verkommt, braucht sie jeden Tag die Schriftlesungen und die Eucharistie. Wer sie für überflüssig hält, hält auch Jesus für ersetzbar. Selbst wenn er mit seinen Lippen den Namen Jesu Christi verkündet, ist sein Herz weit weg von Ihm.

 

Wie jeden Sonntag, so wohnt auch heute das Wort Christi mit Seinem ganzen Reichtum in dieser Liturgie. Die Lesung aus dem Buch Ezechiel spricht von der Verantwortung des Propheten gegenüber den Irrenden. Seine Aufgabe besteht darin, ihnen die ganze Wahrheit über ihr Verhalten zu sagen. Hat die Kirche noch den Mut, eine prophetische Stimme zu erheben? Macht sie sich nicht überflüssig, wenn sie sich an der Mehrheit und nicht an der Wahrheit orientiert? Die Mehrheit macht uns salonfähig, wobei die Wahrheit uns in die Einsamkeit treibt!

 

Der Brief an die Römer spricht auch die gleiche Sprache wie das Buch Ezechiel. Es geht in beiden Fällen um die Liebe zum Nächsten. Paulus fasst alle Gesetze, alle Gebote Gottes in dem Satz zusammen: Liebe deinen Nächsten. Es ist nichts anderes, als das, was Jesus im Evangelium nach Johannes sagt: Es gibt keine größere Liebe, als wenn jemand sein Leben für seine Freunde hingibt. Augustinus wird später diese Gebote auf den Punkt bringen: Liebe und mach was du willst!

 

Von der gleichen Liebe ist auch die Rede im heutigen Evangelium. Jesus spricht über den Umgang der Jünger untereinander. Wenn dein Bruder gesündigt hat, sagt Er uns, geh und sprich mit ihm unter vier Augen. Dies bedeutet: Rede nicht über ihn mit anderen, sondern direkt mit ihm. Am größten ist die Gefahr der Verleumdung, wenn man gerne in Abwesenheit der Betroffenen redet. Hier gilt das Prinzip: Tadeln unter vier Augen, aber loben in der Öffentlichkeit. Ein Abt erfährt eines Tages, dass ein Mönch Schätze besitzt in seinem Zimmer, die er nicht für sich behalten darf. Mit jungen Mönchen, die diesen Verdacht hatten, besucht er das Zimmer des Angeklagten. Sehr schnell bemerkt er diesen Schatz bzw. diesen Gegenstand. Sofort setzt sich der Abt so, dass keiner diesen Gegenstand sehen kann. Dann bittet er die jungen Mönche darum, den Schatz zu suchen, von dem sie gesprochen haben. Sie finden nichts. Dann bittet er sie alle darum, den Raum zu verlassen. Er tadelt dann den Angeklagten unter vier Augen und bittet ihn darum, sich in Zukunft anders zu verhalten.

 

Dass dieser Weg der konsequenten Liebe nicht leicht zu gehen ist, erfahren wir immer wieder. Wo finden wir eine Kraftquelle? Jesus sagt uns: Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, ist er mitten unter ihnen. Er ist es, der uns diese Kraft gibt, eine prophetische Stimme zu erheben, wenn die Mehrheit sich irrt. Er ist es, der uns daran erinnert, dass die Motivation all unserer Handlungen die Liebe sein soll. Er ist es, der uns empfiehlt, mit dem Bruder unter vier Augen zu sprechen.

 

Diese Worte meines Mundes mögen dir gefallen. Was ich im Herzen erwäge, stehe vor Dir. Amen

 

Pfarrer Achille Mutombo